© Barbara Tritscher

Skitouren im Safiental vom Turahus aus, vom 5.3.-9.3.2023

Werner Popp

09.03.2023

Zu siebt hat die Sektion Otterfing das Safiental im März besucht. Trotz wenig Schnee und nicht immer idealen Wetterbedingungen unternahm die Gruppe unter der Leitung von Werner Popp schöne Skitouren in dieser herrlichen Landschaft.

Sonntag, 5.3.2023: Abfahrt in Holzkirchen um ca. 13.30 Uhr mit 2 Pkw à 4 bzw. 3 Personen. Problemlose Fahrt über München, Lindau, Chur, Bonaduz ins Safiental, ab Bonaduz auf Bergstraßen mit atemberaubendem Tiefblick in die Rheinschlucht und die umliegenden Schweizer Berge. Um ca. 18 Uhr sind wir am Turahus (1694 m) angekommen, unserer Unterkunft für die nächsten Tage. Bei der Begrüßung kündigt uns der Hüttenwirt Beda Kurath gleich an, dass wir aufgrund der etwas mageren Schneelage die einzigen Übernachtungsgäste sind und deswegen freie Auswahl bei der Zimmeraufteilung hätten. Wir nehmen zwei 2-Bett- und ein 5-Bett-Zimmer, also sehr komfortabel. Das Haus ist über 300 Jahre alt und entsprechend urig, hat aber Schweizer Komfort wie z.B. Elektroheizkörper, warmes Wasser und WLAN. Das 3-Gänge Abendessen -zubereitet und serviert von vier netten Portugiesinnen - ist so üppig, dass wir die aufgenommenen Kalorien auf unserer für den nächsten Tag geplanten Eingehtour vermutlich nicht komplett verarbeiten werden können.

Montag, 6.3.2023: Als Eingehtour ist das Strätscherhorn (2665 m) vorgesehen, eventuell noch ein Abstecher auf den Tomülgrat (2738 m). Nach einem ausgiebigen vegetarischen Frühstück brechen wir kurz nach 9 Uhr bei brauchbarem Wetter Richtung Tomülpass auf. Anfangs ist öfter Skitragen angesagt, abhängig von der Hangrichtung, ob leicht nach Süd oder nach Nord. Bei ca. 1900 m teilt sich der Weg, der linke (südwestlich) zum Tomülpass (im Sommer ein Radlweg) und die mehr nach Westen gehende Route Richtung Piz Tomül, beide getrennt durch ein tieferes Bachbett. Unser Snowboarder geht richtig, die anderen wählen den längeren Umweg. Wir sehen uns zwar immer wieder, auf die andere Seite wechseln ist jedoch schwierig. Weiter oben, kurz vorm Tomülpass (2450 m) treffen wir uns wieder. Wir machen Brotzeit in der Sonne, dann geht’s in südliche Richtung weiter in die Senke zwischen Tomülgrat und Strätscherhorn. Wir gehen auf den Tomülgrat, fahren ab in die Senke und fellen wieder an für’s Strätscherhorn, unserem zweiten Ziel. Von dort fahren wir nach Osten auf einem zunehmend schmaler werdenden Schneeband runter ins Tal, die letzten 150 Hm Richtung Nord bis zum Wanna-Staubecken. Zu Fuß gehen wir noch ca. 700 m auf der Straße zum Turahus, wo wir um ca. 15.30 Uhr ankommen. Da vor dem Haus noch Sonne ist, gibt’s Kaffee und Apfelkuchen im Freien.

 

Dienstag, 7.3.2023: Aus der Erfahrung von gestern, dass nur Hänge mit einer möglichst großen Nordkomponente Pulverschnee aufweisen, setzen wir das Bärenhorn (2929 m) am südlichen Ende des Safientals auf's Programm. Frühstück gibt’s ab halb acht, kurz vor 9 Uhr brechen wir auf, zu Fuß bis zum Wanna-Becken, dann auf Skiern, auf der orographisch rechten Seite des Baches Rabiusa entlang zum Talende, sanft ansteigend. Wir gehen im sicheren Abstand an beeindruckenden Eisfällen vorbei, an denen man die schattige Kälte richtig spürt. Nach ca. 2 km verlassen wir die Rabiusa und steigen durch einen nach Süden geöffneten, bis ca. 30° steilen Felsdurchbruch in die Längegga. Wir sind nun auf ca. 2300 m. Ab hier ist es wieder flacher ansteigend, in südwestlicher Richtung sehen wir den Gipfel in weiter Ferne, zeitweise in Wolken gehüllt. Ob wir das schaffen? Es ist eine Spur vorhanden, allerdings leicht verblasen. Der Gipfel kommt immer näher, noch keinerlei Erschöpfungserscheinungen bei den Teilnehmern. Und nach ca. viereinhalb Stunden ist es geschafft, wobei der Gipfelhang noch eine Herausforderung ist. Obwohl es etwas stürmt, nehmen wir uns Zeit, uns hinzusetzen, Brotzeit zu machen und den zweihöckrigen Gipfel zu genießen. Zwischendurch reißen die Wolken auf und erlauben einen schönen Rundumblick. Die anschließende Abfahrt war erwartungsgemäß z.T. pulvrig, oft eher etwas verpresst, aber trotzdem gut fahrbar. Im unteren Teil sind noch unbefahrene Hänge trügerisch wegen der dünner werdenden Schneedecke. Ich hole mir einen tiefen und langen Kratzer im Belag, der abends noch repariert wird. Bei unserer Ankunft im Turahus gibt’s heute keine Sonne mehr, es ist sehr windig, so dass Kaffee und Kuchen in der warmen Stube genossen werden. Anschließend ist Duschen, Relaxing und ein üppiges Abendessen angesagt.

Mittwoch, 8.3.2023: Heute steht der Piz Tomül (auch Wissensteinhorn genannt, 2946 m) auf dem Programm. Aufbruch ist um halb zehn Uhr. Das Wetter ist brauchbar, besser als angekündigt. Im unteren Bereich muss der Schnee auch heute wieder gesucht werden, ab 2000 m ist genug da. Da uns der normale Gipfelanstieg erst in südwestliche, dann ab ca. 2500 m in nordwestliche Richtung auf einem schmalen Rücken etwas umständlich vorkommt, wählen wir den Direktanstieg von Osten (in der Karte eine gestrichelte Abfahrtsalternative), bei dem wir bei ca. 2600 m allerdings durch einen steileren Felsgürtel müssten. Eine Wildspur zeigt uns den Weg. Diese ist dann leider zu steil für uns, so dass wir uns doch für den Normalweg entscheiden müssen, d.h. wir queren den Hang in südöstliche Richtung, bis wir eine Durchstiegsmöglichkeit finden, um auf den Rücken zu gelangen. Von dort gehen wir bis ca. 2700 m, wo der Rücken immer schmaler wird, gerade noch breit genug, um Brotzeit zu machen. Dabei belassen wir es, auch da der Wind auf dem Grat zusehends stärker wird und alle Berge außenherum schon in Wolken gehüllt sind (wie angekündigt). Die Abfahrt ist wieder Spitze, z.T. noch unbefahrene Hänge mit Pulver. Außer uns ist niemand unterwegs, außer ein paar Schneehühnern, die sich aber nicht groß um uns scheren. Heute gelingt es uns, bis auf Kaminhöhe vom Turahus abzufahren, natürlich vorsichtig. Um halb vier ist die Tour zu Ende, alle sind happy, auch ohne Gipfel . Als Schmankerl des Abends und als Dank, dass wir trotz wenig Schnee gekommen sind, hat uns der Wirt im Schweizer Bezahlfernsehen das Champions League Spiel Bayern gegen PSG gebucht, das wir auf seinem überdimensional großen Bildschirm anschauen.

9.3.2023: Als Abschlusstour ist der Piz Guw (2707 m) vorgesehen. Wir starten heute etwas früher (kurz vor 9 Uhr), damit wir früher zurück sind, da wir heute ja noch heimfahren wollen. Die Normalroute geht vom Hus in nordwestliche Richtung. Wegen der teilweise südlichen Hangausrichtung müssten wir die Skier länger als gestern tragen, weswegen wir uns bis ca. 2500 m für den gleichen Anstieg wie gestern entscheiden. Von dort geht’s in nördlicher Richtung auf den Rücken zwischen Piz Tomül und Piz Guw. Auch in dieser Höhe sind Südhänge schon aper, doch durch geschickte Routenwahl kommen wir doch noch auf den Rücken bei 2720 m, an dessen nördlichem Ende der Piz Guw liegt. Den Gipfel in Sichtweite (weitere 100 m, aber 13 m tiefer) machen wir hier ausgiebig Brotzeit, mit direktem Blick runter zum Turahus. Es ist windstill und sonnig, hervorragender Rundumblick. Die anschließende Abfahrt machen wir etwas rechts der Sichtlinie. Auch heute sind wir alleine, meist unverspurte Hänge, wieder Kontakt mit Schnee- und Auerhühnern, die scheinbar lautlos abfahrende Touristen gewöhnt sind. Wir kommen schließlich wieder auf die Abfahrtsroute von gestern . Durch die Sonneneinstrahlung und Temperaturen über Null wird der Schnee zusehends weicher, ist aber noch gut befahrbar. Um halb drei sind wir unten, obligatorischer Kaffee und Kuchen, heute in der Sonne vor dem Hus, dann duschen, packen, zahlen, verabschieden von der Turahus-Crew. Um 16 Uhr machen wir uns auf die Heimreise, wo wir um ca. 20.30 Uhr ankommen.

Wir blicken zurück auf vier wunderschöne Skitourentage, die so abgelaufen sind, wie wir uns das vorgestellt und geplant hatten, auch wenn wir uns einen Meter mehr Schnee gewünscht hätten. Andererseits war dadurch das Lawinenrisiko sehr gering und im Turahus angenehm Platz. Dem Wirt haben wir angekündigt, dass er in den nächsten Jahren bei hoffentlich wieder normalen Schneeverhältnissen bestimmt nochmal mit uns rechnen kann. Es wäre wünschenswert, wieder mit denselben Teilnehmern, da sie sehr gut zusammen gepasst haben.

Otterfing, 1.4.2023

Werner Popp