© Werner Popp

Skitouren im Großglocknergebiet

Werner Popp

08.04.2024

Wunderschöne Skitourentage vom 25.02. - 29.02.2024 auf dem Lucknerhaus.

Sonntag, 25.2.: Abfahrt in Holzkirchen ist um ca. 14h mit 3 Pkws, einer davon startet in Rosenheim. Problemlose Fahrt über Kufstein, St. Johann, Kitzbühel, Mittersill, durch den Felbertauerntunnel, Matrei, Huben und Kals rauf auf's Lucknerhaus auf 1900m, wo die Straße endet. Um ca. 17.30h sind alle am Ziel, zu früh für‘s Abendessen, aber Zeit genug, um von der Wirtstochter Katharina mit den nötigen Instruktionen und der Zimmerzuteilung versorgt zu werden. Wir sind dieses Mal komfortabelst in Einzel- und Doppelzimmern untergebracht, Luxus pur. Es folgt das erste Abendessen, ein 4-Gänge Menü, das unsere Erwartungen locker übertrifft. Es kann zwischen fleischbehaftet und fleischlos gewählt werden, so dass auch die Vegetarier auf ihre Kosten kommen, und die sind mehr als die Hälfte.  

Montag, 26.2.: Als Eingehtour ist eigentlich das Figerhorn (2744m) vorgesehen. Durch den starken Schneefall an den Tagen vorher mit bis zu 70cm Neuschnee hat uns der Wirt davon abgeraten, da das obere Stück etwas steiler ist, zu viel für LWS 3. Es wird umgeplant auf die Glatzschneid mit dem Weissen Knoten, bis ca. 2900m, in nordöstlicher Richtung vom Gasthof aus. Das Wetter ist durchwachsen, die Sicht könnte besser sein. Wir starten um ca. 9h. Die Route geht zum Teil in der Nähe der Materialseilbahn zur Glorer Hütte, was bei der wechselnden Sicht sehr wertvoll zur Orientierung ist. Nach gut 3h sind wir am Gipfel, wo es heftig windet und unangenehm ist für die Brotzeit. Es reißt kurzzeitig auf, so dass wir diese Gelegenheit zur ersten Abfahrt nutzen. Der Hang hat ca. 30° homogen, Pulverschnee pur und wurde bisher kaum befahren, was will man mehr. So pflügen wir runter auf ca. 2500m, wo wir uns zur Brotzeit niederlassen. Danach geht's bei Whiteout pur rauf zur Glorer Hütte (2650m), die von einem Kölner und einem Nepali betrieben wird. Wir kehren natürlich ein, zum Aufwärmen und auf Kaffee und Kuchen. Die anschließende Abfahrt ist im oberen Bereich eher ein nach-unten-Tasten an der Seilbahn entlang. Dann reißt es wieder auf und die freien Hänge, weiter unten lockerer Wald kommen bei der üppigen Neuschneeauflage voll zur Geltung und bescheren uns eine abwechslungsreiche, aber anspruchsvolle Abfahrt. Um ca. 15.30h sind wir am Lucknerhaus und der gemütliche Teil des Nachmittags kann beginnen. Es gibt Kaffee und Kuchen und anschließend geht's in die Sauna, zum Abendessen und Tagesabschluss mit gemütlichem Beisammensitzen.  

Dienstag, 27.2.: Für heute ist der Aufstieg zur Stüdlhütte geplant, also Richtung Großglockner. Aufbruch ist um ca. 9h, bei wiederum eher bescheidenem Wetter (leichter Schneefall, Nebel). Anfänglich geht’s sanft ansteigend Richtung Norden zur Jörgenalm, dann zunehmend steiler bis zur Lucknerhütte. Wir sind scheinbar die Ersten, die seit dem letzten Schneefall hier rauf wollen. Wir müssen spuren, was wir abwechselnd tun. Ca. 100Hm nach der Lucknerhütte wird der Wunsch laut, die Tour abzubrechen und abzufahren, auch weil die Sicht wieder schlechter wird und der Schnee immer tiefer. Wir teilen die Gruppe auf, die eine Hälfte fährt zurück, mit der anderen Hälfte gehe ich weiter Richtung Materialseilbahn zur Adlersruh, um uns an der Bahn zu orientieren, falls die Sicht noch schlechter wird. Bei ca. 2600m kommen wir auf eine Anhöhe, wo plötzlich die Sonne rauskommt. Wir beschließen, sofort Brotzeit zu machen. Kurz darauf zieht’s wieder zu und so fahren auch wir ab. Um 14h sind wir wieder am Lucknerhaus, etwas weniger beansprucht als gestern. Dafür kann jetzt länger sauniert und ausgeruht werden. Es folgen Abendessen und gemütliches Zusammensein im Gastraum.

Mittwoch, 28.2.: Für heute steht das Böse Weibl (B.W., 3100m) auf dem Programm. Wir sind etwas früher dran, da 1200Hm auf uns warten. Das Wetter ist eher sonnig. Bei der Nigglalm (nach ca. 1h Gehzeit) gibt’s eine kurze Diskussion über den Weg. Laut Karte stehen zwei zur Verfügung, die DAV App empfiehlt den unteren, die vorhandene Spur geht den anderen Weg. Wir schicken eine kleine Vorhut auf den unteren Weg zur Erkundung, der größere Teil nimmt den oberen Weg, der sich als richtig herausstellt. Wir überqueren den Peischlachbach bei ca. 2200m und queren in den Nordhang rauf zum Sommerweg zum Bösen Weibl. Bei ca. 2400m machen wir Brotzeit und warten auf die Vorhut, die eingesehen hat, dass der von der App empfohlene Weg nicht richtig sein kann. Um 12.30h sind wir alle wieder zusammen, aber noch 700Hm vor uns, reichlich spät. Und vor uns wartet ein etwa 35° steiler Nordhang mit bestem Pulverschnee auf uns. Mit einem Teil der Gruppe gehe ich rauf auf den Rücken bis ca. 2700m, die anderen warten in der Sonne bzw. fahren langsam zurück. Auf dem Rücken klart es plötzlich auf und das B.W. und der Gipfel des Großglockners zeigen sich in voller Pracht. Kurzes Fotoshooting und ab geht’s den unverspurten Nordhang hinunter bei bestem Pulver, ein adäquater Ersatz für den Gipfel. Unten müssen wir auf die andere Talseite wechseln, in die Sonne und damit in weicher werdenden Schnee. Nach kurzer  Zeit holen wir die anderen ein und sind wieder zusammen. Die restliche Abfahrt ist geprägt von durchweichtem Schnee, aber auch der wird gemeistert. Um ca. 15.30h sind wir wieder wohlbehalten unten. Es hat inzwischen aufgeklart und der Großglockner im Norden zeigt sich in voller Größe, ideal für ein Gruppenfoto. Dann folgt das übliche Spätnachmittags- und Abendprogramm. Auch ohne Gipfel war das eine Supertour.

Donnerstag, 29.2.: Als Abschlusstour ist das Figerhorn (2744m) vorgesehen, das eigentlich als Eingehtour geplant war. Da der Einstieg zur Tour ca. 100Hm unterhalb des Lucknerhauses ist, bequemen wir uns mit einer kurzen Autofahrt, zu Fuß auf der Teerstraße wären es ca. 15 Min. gewesen. Das Wetter scheint heute etwas besser/sonniger zu werden. Die Route geht erst auf einem Waldweg, dann auf mäßig ansteigendem, breitem, südseitigem Hang, im oberen Drittel bis 35° steilem Hang zum Gipfel. Es ist dunstig, zwischendurch gute Sicht, besonders auf unsere gestrige Tour, das B.W. und den Traumnordhang von gestern. Bei ca. 2500m wird’s richtig steil; mit engen, steilen Spitzkehren geht’s auf einen Rücken und von dort nord-/westseitig zum Gipfel, wo uns ein modern gestaltetes Kreuz erwartet. Wir sind alleine. Nach ausgiebiger Pause bei wechselnden Sichtverhältnissen nutzen wir eine Nebelpause und fahren bei bester Sicht ab. Im oberen Steilhang ist es harschig, an der Grenze zum Bruchharsch und entsprechend anspruchsvoll zu fahren. Es gibt Stürze, die jedoch glimpflich verlaufen. Danach wird der Schnee zunehmend weicher, ganz unten sulzig, aber von jedem/jeder zu meistern. Um ca. 13h sind wir unten. Alle sind happy und ich bin unserem Schöpfer dankbar, dass alle Touren trotz der diesmal etwas größeren Gruppe gut und unfallfrei verlaufen sind und ohne Kontakt mit Lawinen trotz des vielen Schnees. Ab jetzt ist wieder jeder/jede für sich selbst verantwortlich. Drei Leute fahren gleich weiter Richtung Heimat bzw. zum nächsten Tourengebiet, der größere Rest fährt nochmal rauf zum Lucknerhaus, wo wir noch duschen dürfen (obwohl wir heute kaum geschwitzt haben), einen Kaiserschmarrn essen, die Autos bepacken und uns von den Gastgebern verabschieden. Bezahlt haben wir ja schon gestern Abend. Um ca. 15h fahren wir ab nach Hause, wo wir um ca. 18h wohlbehalten ankommen.

Wir blicken zurück auf vier wunderschöne Skitourentage, die nicht ganz so abgelaufen sind wie geplant. Aber der Mensch ist ja flexibel. Die nicht gemachten Gipfel bleiben uns noch länger erhalten (nicht umgekehrt), also genug Grund, bald wieder mal zurückzukehren, auch in dieses super Gasthaus. Ich glaube nicht, dass jemand Gewicht verloren hat trotz des hohen Energieverbrauchs auf den Touren. Dem Wirt haben wir angekündigt, dass wir wiederkommen. Ich danke allen Teilnehmern (m+w), dass sie so super mitgemacht haben, keiner ausfällig oder störrisch wurde und alle harmonisch miteinander ausgekommen sind. Euch nehme ich gerne wieder mit.