© Thomas Rychly

MTB-Woche Tolmezzo (Friaul-Venetien)

Sabine Strößenreuther und Thomas Rychly

02.10.2024

Traumhafte Trails, italienische Lebensart und einer der letzten Wildflüsse der Alpen erwartete uns bei unserer MTB-Woche vom 31.08. - 07.09.2024.

Für unsere MTB-Woche war Friaul-Venetien unser Ziel und dort die Stadt Tolmezzo. Tolmezzo liegt am Fluss Tagliamento, der als einer der letzten Wildflüsse der Alpen gilt. Er ist bis weit in die Ebene hinein (bis etwa Latisana) noch weitgehend unreguliert. Die dynamischen Prozesse des Flusses laufen noch immer großräumig und ungestört ab und bestimmen die Topographie. Für die Badenixen bzw. eher für die Wassermänner war natürlich ein Sprung ins kalte Nass nach jeder Tour ein Muss. Wir waren in einem tollen Hotel untergebracht, wo sich jeden Nachmittag die Einheimischen zum Bierchen oder Gläschen Wein trafen und wir dadurch die italienische Lebensart live miterleben durften. Das Hotel war nicht allzu weit weg von der Stadt und somit konnten wir immer nach den Touren in den dortigen Eisdielen und Bars vorbeischauen. Außerdem war es ein optimaler Ausgangspunkt für unsere Touren und somit konnten wir – bis auf eine Tour – alle vom Hotel aus starten.

Eine Tour ging auf den Monte Dobis, der uns mit einem herrlichen Blick auf Tolmezzo und das Tal des Tagliamento sowie einer üppigen Brotzeit auf dem Gipfel – die Thomas organisierte – belohnte. Wir waren somit für den anschließenden Top-Trail gerüstet.

Bei der Guado Vinadia-Runde war ein Besuch eines Sportfests, an dem wir auf unserer Tour vorbeikamen, notwendig, um die hungrigen Biker bei Laune zu halten. Trotzdem, dass der anschließende Trail zum Teil mit Dornen etwas zugewachsen war, hatte sich die Mühe der langen Auffahrt gelohnt.

Eine besondere Tour war sicherlich die zum Rifugio Romano Cimenti - Cirillo Floreanini unterhalb vom Monte Amariana. Dort erwartete unsere Teilnehmer eine von Thomas im Rucksack mitgebrachte herrliche Brotzeit mit Käse, Salami, Baguette und einer kleinen Nachspeise. Die „Cimenti-Hütte“ wurde 1958 von einigen Schülern des Naturwissenschaftlichen Gymnasiums Tolmezzo zum Gedenken an Romano Cimenti errichtet, der bei einem Versuch, die Westwand des Monte Amariana zu besteigen, abgestürzt ist. Nachdem sie in den Besitz der Gemeinde Tolmezzo übergegangen war, wurde sie an die Sektion Tolmezzo des CAI (Italienischer Alpenverein) übergeben, die für die vollständige Renovierung sorgte. Das Rifugio steht seitdem als Selbstversorgerhütte für Bergsteiger zur Verfügung. Wasser gibt es an einer Quelle und Holz kann in den dichten Buchenwäldern der Umgebung problemlos gesammelt werden.

Für einen Teil der Gruppe war die Tour zum Lago di Cavazzo und mit anschließender Rückfahrt über eine atemberaubende Panoramastraße über dem See ein toller Ruhetag. Der andere Teil der Gruppe versuchte sich nach einer sehr langen Auffahrt an den Trails unterhalb vom Monte San Simeone.

Eines der Highlights der Woche war sicherlich mit 1500 Hm und einer ausgesetzten Schiebepassage die anspruchsvolle Tour Monte Crasulina. Alle Mühe entschädigte uns mit fantastischen Ausblicken in die umliegende Bergwelt und einer fantastischen Trailabfahrt. Stärken konnten wir uns zwischendurch bei einer Alm, die selbstgemachten Käse anbot.

Am Freitagvormittag war leider Regen angesagt und somit hatten wir Zeit für etwas italienische Kultur. Wir sind nach Gemona gefahren und wollten ursprünglich einen Markt besuchen. Italien ist ja für seine Märkte mit vielen Ständen, wo alle möglichen Waren, von Kleidung, Haushaltsartikeln, Lederwaren und regionalen Lebensmitteln, angeboten werden, bekannt. Nachdem sich der Markt eher als Flop herausstellte, war somit genügend Zeit, die Stadt zu besichtigen. Am 6. Mai 1976 wurde Friaul, das in einem erdbebengefährdeten Gebiet liegt, von einem schweren Erdbeben heimgesucht, dessen Epizentrum in der Nähe von Gemona lag. Es erreichte einen Wert von 6,5 auf der Richterskala und es starben 965 Menschen. Gemona und die Nachbargemeinden Venzone und Osoppo wurden schwer zerstört. Vom berühmten Dom Santa Maria Assunta (Heilige Maria Himmelfahrt) stürzte das rechte Seitenschiff und der Campanile ein. Mittlerweile wurde alles so gut wie möglich wieder aufgebaut, auch der Campanile (Glockenturm). Im Dom stehen seit dem Erdbeben die Säulen etwas schief.

Nachdem unsere Teilnehmer mit dem Kulturprogramm nicht ausgelastet waren und der Regen nachgelassen hatte, sind wir noch zum Navado Trail losgestartet, was mit 600 Hm genau die richtige Beschäftigung für den Nachmittag war.